Abfall haus architektur


Badezimmerfliesen aus eingeschmolzenen Schneidbrettern? Ziegelsteine aus zertrümmerten Kloschüsseln? Trockenbauwände aus gepressten Tetra-Packs? Und Wärmedämmung aus geschredderten Jeans? Auf dem Gelände der ETH Zürich in Dübendorf, ein paar Tramstationen von der Innenstadt entfernt, wurde vor einigen Jahren ein recht schmuckloses Betonhaus errichtet, das sich selbst als eine Art XXL-Regal für bautechnische Innovationen versteht und sukzessive mit neuentwickelten Modulen und neuen Elementen nachhaltigen Bauens gefüllt wird. Früher war ökologische Architektur meist ein Synonym für Entsagung und Verzicht. Doch das ist vorbei. Re-Use und Recycling können richtig chic sein! Bei Interesse müssen die hier Wohnenden die neugierigen Gäste in Empfang nehmen und ihnen eine Führung durch die Räumlichkeiten geben. Manche Dinge erklären sich ganz von allein, für die etwas versteckteren Werte hinter Wänden und Bodenaufbauten kann eine Broschüre zurate gezogen werden. Vielleicht liegt es an der mit Corona verbundenen Besinnung auf Natürliches, vielleicht auch auf unserer gesteigerten Sensibilität für die fortschreitende Klimakrise, dennoch ist es überraschend, dass in den letzten Wochen das Thema in Symposien und Konferenzen hierzulande gleich mehrfach beleuchtet wurde — beim Symposium "Circular Strategies" an der Universität für angewandte Kunst, beim Jahreskongress der IG Lebenszyklus Bau, beim ÖGFA-Symposium "Stoffwechsel" sowie vorgestern, Donnerstag, beim ORTE-Online-Symposium "Von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft". abfall haus architektur

Abwasserbehandlung in moderner Hausarchitektur

Aber in den 70 Jahren danach ist viel hässliches Zeug gebaut worden, immer so als wäre es für die Ewigkeit. Und auch Müll, der nicht giftig ist, kann ein Riesenproblem sein. Das gilt nicht nur für Berge von Coffee-to-go Pappbechern, die wir gedankenlos verursachen. Die Baubranche ist extrem konservativ. Nach uns die Müllhalde. Dachziegel, Sanitärkeramik, alte Fenster, Glasbausteine… viele Baumaterialien lassen sich gut und einfach recyceln. Wenn man nun noch bedenkt, wie viel Material schon in der Produktion zu Bruch geht, wie viele Steine zu viel gekauft werden, das sind enorme Mengen, die wieder verwertet werden sollten. Recycelte Steine. Gerade das traditionellste Baumaterial Backstein radikal modernisieren. Heute wohnen und arbeiten Nina und Ferry im eigenen Haus, Tom ist Gründer eines Startup-Unternehmens für Müll-Steine geworden. Er baut auch Bartheken aus wiederverwerteten Gin-Flaschen. Schön sollen die umweltverträglichen Projekt sein, finden auch Nina und Ferry. Die drei sind längst Freunde geworden.

Nachhaltige Abfallentsorgung in Wohngebäuden Badezimmerfliesen aus eingeschmolzenen Schneidbrettern? Ziegelsteine aus zertrümmerten Kloschüsseln?
Recycling-Integration in Architekturprojekten Die machen Lampen aus Seegras. Die machen Schüsseln aus Mais.
Ökologische Bauweisen zur Abfallminimierung In Rotterdam hat ein junges Architektenpaar ein Haus aus Recycling-Material gebaut. Ihre vier Wände aus gebrauchten Mauerziegeln sollten moderne Häuslebauer inspirieren.

Nachhaltige Abfallentsorgung in Wohngebäuden

Die machen Lampen aus Seegras. Die machen Schüsseln aus Mais. Allein, das Experimentieren mit innovativen Materialien beschränkt sich nicht nur auf die Möbel- und Haushaltsindustrie. Architektinnen und Architekten beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit mit der Entwicklung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen wie etwa Palmenfasern, Myzelien und Hanf. Eine davon ist die New Yorker Architekturforscherin Mae-ling Lokko, die kommende Woche an der Universität für angewandte Kunst einen Vortrag halten wird. Seit rund 15 Jahren forscht die gebürtige Saudi-Araberin, die in Ghana und auf den Philippinen aufgewachsen ist, zu den Potenzialen jener Abfallstoffe, die als Nebenprodukt der globalen Nahrungsmittelproduktion anfallen — des sogenannten Agrowaste. Weltweit fabrizieren wir, während wir unsere Schnitzel und Pommes frites heranzüchten, rund Milliarden Tonnen Müll pro Jahr, Tendenz steigend. Der überwiegende Teil der hier anfallenden Fasern und organischen Müllberge landet auf der Deponie oder wird verbrannt. An den Stadträndern der ghanaischen Hauptstadt Accra, erzählt die Forscherin, werden jede Nacht illegal Tonnen von Kokos fasern und Kokosnussschalen abgeladen und angezündet und schleudern auf diese Weise — anstatt im Kreislauf zu bleiben — Unmengen von CO2 in die Atmosphäre.

Recycling-Integration in Architekturprojekten

Bemerkenswert ist das Projekt in der britischen Küstenstadt alle Male. Über ein Jahr wurde an dem einstöckigen Haus mit einer Wohnfläche von 85 Quadratmetern gebaut. Insgesamt haben Menschen in irgendeiner Form mitgemacht. Der Zulauf war riesig, weil auch die örtliche Presse viel darüber berichtete. Alle sind sich einig: Ohne das freiwillige Engagement wäre das Projekt so nicht umgesetzt worden. Architekt Baker-Brown schätzt die Kosten des Hauses ohne die Arbeit der Freiwilligen auf umgerechnet EUR oder EUR pro Quadratmeter. Hunderte Schulkinder staunten schon nicht schlecht über gebrauchte Zahnbürsten, die statt Styropor oder Dämmwolle nun als Isoliermaterial eine neue Aufgabe gefunden haben. Insgesamt wurden knapp 20 Zahnbürsten im ganzen Haus eingebaut — gespendet von Privatleuten und dem Flughafen Gatwick. Für die Wärmedämmung wurden zwei Tonnen Stoff verarbeitet — unter anderem gebrauchte Jeans, alte Teppiche und Jacken made in China. Optimal, um Wärme lange zu speichern, meinen die Architekten.